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Gestrandet im Karibischen Meer - Inselleben auf Tobacco Caye, Belize

Aktualisiert: 13. Feb. 2022

Wie fühlt man sich auf einer kleinen Insel mitten im Ozean - ohne regemäßige Schiffsanbindung, ohne Supermarkt und ohne Arzt? Wir wollten es wissen - und quartierten uns für 4 Tage auf Tobacco Caye vor der Küste Belizes ein.


Wir kommen an - Tobacco Caye



Tobacco Caye ist eine kleine Riffinsel etwa 16 km östlich der Stadt Dangriga. Sie misst gerade mal 60 m x 120 m, ist in 10 Minuten zu Fuß umrundet und zählt durchschnittlich 20 permanente Bewohner. Man sagt, die Insel habe ihren Namen vom Tabakanbau erhalten. So genau weiß das aber niemand und Tabak haben wir hier auch keinen gefunden - was wir aber gefunden haben war ein Paradies zum In-den-Tag-Hineinleben.

Zunächst mussten wir aber erstmal dorthin kommen - die Reise war ein Zwischenstopp unserer Tour durch Mexiko, Guatemala und eben Belize - einen vollständigen Bericht dazu findest du über die Links ganz unten.


Belize City war unsere Destination mit dem Bus aus Mexiko. Die Stadt war kein wirkliches Highlight. Die Armut war überall präsent, der Müll in den Straßen ganz normal. Insgesamt haben wir uns nie wirklich sicher gefühlt, und das war eher ungewöhnlich weil wir keine ängstlichen Reisenden sind. Belize City ist jedoch ein guter Stopp, um einen Eindruck vom Land und dessen Menschen zu bekommen. Die Landessprache ist englisch und die Menschen aufgeschlossen, jeder Taxifahrer entwickelt sich innerhalb weniger Minuten zum Experten für Politik und Wirtschaft. Wir blieben eine Nacht in der City, im ganz ordentlichen Radisson Fort George & Marina (unter 100 EUR / Familienzimmer). Das Hotel ist bewacht und das Frühstück reichhaltig, zudem gibt es noch einen Pool.


Am nächsten Morgen ging es weiter Richtung Dangriga, einem Küstenstädtchen weiter im Süden. Mein Transportmittel der Wahl war der Chicken Bus - Jargon für den ganz normalen Linienverkehr, den die Einheimischen nehmen um von A nach B zu fahren. Wir haben uns dann aber doch für ein Taxi entschieden um die Überfahrt zum nächsten Ziel - Tobacco Caye keinesfalls zu verpassen. Hätten wir gewusst, wie es sich mit Abfahrtszeiten in Belize verhält wäre ich im Chicken Bus gesessen - aber gut. Taxis fahren zu günstigen Preisen auch lange Strecken. Genug Zeit um von dem guatemaltekischen Einwanderer über das politische System in Belize zu lernen und unterwegs allerlei lokales Street Food zu testen. Nach zwei Stunden waren in Dangriga, am Café Riverside. Hier sollte der Captain eines kleinen Motorbootes für die Überfahrt anzutreffen sein.


Es gab kein offizielles Pier zur Abfahrt. Im Café saßen ein paar Gäste über ihren Kaltgetränken. Auf Empfehlung der Wirtin bestellten wir das Tagesgericht (ich gehe davon aus dass das Tagesgericht so heißt, weil es jeden Tag dieses Gericht gibt - Reis, Bohnen und Hühnchen) und große Gläser mit eiskaltem Wassermelonensaft. Dann warteten wir auf den Captain. Abfahrtszeiten gab es keine. Wir konnten uns als zwangsstrukturierte Deutsche schon mal an das Leben ohne Uhr und Plan gewöhnen. Vier Wassermelonensäfte später war immer noch kein Captain in Sicht. Die Stimmung sank allmählich, die Handyakkus waren leer und der zahnlose Herr, der unsere Koffer schon mal mitnehmen wollte, hinterließ ein seltsames Gefühl.


Grenzübergang Guatemala-Belize - Belize City - Überfahrt nach Tobacco Caye


Als er das zweite Mal an unserem Tisch auftauchte folgten wir ihm Richtung Ufer - und wir fanden tatsächlich ein kleines Boot mit einem Captain (zu erkennen an der Mütze und er sehr coolen Sonnenbrille). Wie lange die Überfahrt nach Tobacco Key gedauert hat kann ich gar nicht mehr sagen, gefühlt eine knappe Stunde. Die Fahrt war rasant und mit zunehmend kristallklarem Wasser stieg die Vorfreude.


Wir kamen an einem kleinem Steg in der Nähe der fünf bunten Holzhütten für Touristen an. Die Wirtin empfing uns freundlich und wies uns in die Gepflogenheiten der Insel ein. Zentral gelegen fanden wir den einzigen Wegweiser der Insel - zu Sonnenaufgang, Sonnenuntergang, Frühstück und Bar. Fließend Wasser gibt es hier nur aus Regenwasserbehältern und solange der Vorrat reicht. Das gleiche gilt für den Strom aus den Solarzellen. Sehr befreiend empfand ich die internetfreie Zeit, denn das WLAN-Signal erhascht man nur ab und zu in der Mitte der Insel. Ich war mir zunächst nicht sicher, ob das Ganze ein idyllischer Aufenthalt oder doch ein totaler Reinfall werden würde .


Die Tage auf der Insel plätscherten dahin, entspannter kann man nicht in den Tag hinein leben. Nachts schwappten die Wellen unter der Hütte gegen die Mangrovenausläufer, in absoluter Dunkelheit war das die ersten zwei Nächte doch gewöhnungsbedürftig. Mit den ersten Sonnenstrahlen auf der Nase lagen wir mit einer Tasse Kaffee in den Hängematten auf der Veranda, oder ließen die Füße im Wasser baumeln und beobachteten die vorbeiziehenden Rochen. Während die Sonne den Himmel hinaufkletterte erklang irgendwann der dumpfe Ton der Muschel - die Wirtin rief zum Frühstück. Wir schnorchelten, paddelten mit dem SUP um die Insel oder ließen uns in einer der Hängematten, die überall auf der Insel verteilt waren, die Brise um die Nase wehen. Am frühen Nachmittag kehrten die Einheimischen mit ihren Fischerbooten zurück und lieferten ihren Fang in der Küche ab, darunter auch mal Langusten oder Hummer. Mittag- und Abendessen wurden frisch zubereitet und in einer kleinen Kantine gegenüber der Hütten serviert. Außer uns war nur noch ein junges Paar aus Dänemark zu Gast. Unsere Kids hatten sich schnell mit den Kindern der Insel angefreundet und wurden mit Angeln und Ködern versorgt. Erst als die Sonne am Horizont verschwunden war kamen sie aus dem Wasser, und man traf sich an der einzigen Lichtquelle der Insel samt Kühlschrank (!) an der Inselbar. Tobacco Caye hat keinen Sandstrand, die Insel ist von Mangroven und Kokospalmen geprägt und Berge von Muscheln säumen die Uferlinie. Wasserschuhe wären hier richtig sinnvoll gewesen, aber es ging auch so.


Das Leben im Rhythmus der Sonne


Am vierten Tag holte uns der Captain dann wieder ab. Eine wunderschönen Zeit ging zu Ende - aber die nächste Insel wartete schon auf uns. Es ging zurück nach Dangriga, und von dort per Fähre nach Caye Caulker.



Auf Caye Caulker herrschte eine völlig andere Atmosphäre - mehr Touristen, mehr Reggae-Vibes und mehr Party. Die Insel ist knapp 8 km lang und 2 km breit und zählt 1.300 Bewohner. Autos gibt es keine, dafür aber zahlreiche Fahrräder. Seit 1961 ist die Insel in zwei geteilt, der Hurricane Hattie hinterließ einen Graben der heute "The Split" genannt wird. Auf der nördlichen Insel gibt es einen Sandstrand, die Südinsel war während unseres Aufenthalts fast überall mit Seegras überschwemmt. Zahlreiche Stege führen aber ins Wasser, so dass man gut schnorcheln konnte. Caye Caulker liegt nur knapp östlich der Riffkante des Belize Barrier Reef, und ist deshalb ein beliebter Ausgangspunkt für Taucher, die das Riff oder das berühmte Blue Hole erkunden möchten. Für einen reinen Badeaufenthalt würde ich die Insel allerdings nicht empfehlen.


No shoes, no shirt, no problem - Caye Caulker



Eine knappe Woche in Belize hat viele wundervolle Erinnerungen und ein bleibendes Gefühl der Entschleunigung hinterlassen. Am Ende des Aufenthalts hat uns die Fähre zurück nach Belize City gebracht, wo wir den Nachtbus zurück nach Mexiko nahmen - zum letzten Stopp dieses Roadtrips im Nordosten der Halbinsel Yucatán - Isla Mujeres (Link hier unten).

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