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Die antike Maya-Stadt Tikal - Guatemala

Aktualisiert: 13. Feb. 2022


Tikal erwacht zum Leben - Sonnenaufgang am Tempel IV


Es gibt Orte, die eine so große Magie ausstrahlen, dass Menschengruppen vor Ehrfurcht einfach verstummen. So ein Ort ist Tikal.


Man muss etwas in die Geschichte eintauchen und ein paar Zahlen kennen, um die den Ort wirklich erfassen zu können. Im tiefen Regenwald des nördlichen Guatemala entdeckten Forscher erst im 19. Jahrhundert die Bauten der antiken Pyramidenstadt. In den 1960er Jahren folgten dann verschiedene Expeditionen, und die Anlage wurde teilweise freigelegt. Das gesamte Gelände war vollständig vom Dschungel überwuchert - 65 Quadratkilometer. 16 davon machen den zentralen Bereich mit über dreitausend Bauten aus, und hier befinden sich auch die großen Pyramiden. Die größte Pyramide der Maya-Kultur, der „Tempel der doppelköpfigen Schlange“ (Tempel IV) erstreckt sich 65 Meter hoch in den Himmel und ist ein beliebtes Ausflugsziel um von dort die aufgehende Sonne zu beobachten. Das wollten wir uns definitiv nicht entgehen lassen - und stapften so um 3 Uhr morgens mit einer kleinen Gruppe und einem Führer los in den dunklen Dschungel. 3 km später kamen wir relativ schlecht gelaunt mit unseren Frühstückspaketen in der Hand an der Pyramide an, um dann - immer noch in absoluter Dunkelheit - im Kegel der Taschenlampen die zahllosen Stufen der Holztreppe emporzusteigen. Endlich angekommen suchten wir uns eine Ecke vor den Treppenstufen und packten unsere Care-Pakete vom Hotel aus. Es war totenstill, nur das Rascheln der Tüten war zu vernehmen während immer mehr Sonnenanbeter eintrafen. Sobald jedoch die ersten Lichtstrahlen am Horizont erscheinen fangen die Baumkronen an zu rascheln, und das laute Vogelzwitschern wird nur von den Brüllaffen übertönt. Das Erlebnis in den Baumwipfeln des Dschungels mit den Pyramiden am Horizont den Sonnaufgang zu erleben ist sicherlich einzigartig.



Woher kommt aber die Magie, die man in Tikal verspürt? Es ist nicht die Größe der Anlage, die architektonische Leistung oder die überwältigende Natur. Für mich entsteht sie aus der Verschmelzung von majestätischer Anmut und Vergänglichkeit, die sich in Tikal vereinen. Die gigantischen Pyramiden zeugen vom Glanz einer Hochkultur deren Geist noch in der Luft liegt, und gleichzeitig wird auch deren Vergänglichkeit und die Gewalt der Natur bewusst.


Kleine Warnung jedoch für alle Höhenangst-geplagte - was man während des Aufstiegs in der Dunkelheit nicht erkennen kann: die Plattform in fast 65 Metern Höhe hat kein Geländer oder ähnliches...


Die Außenbereiche mit schätzungsweise an die 10.000 Gebäude bleiben bis heute unerforscht. Historikern zufolge lebten zum Höhepunkt der Anlage im 8. Jahrhundert 100.000 Menschen in Tikal. Im Jahr 1979 wurde es von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt.



Durch die schiere Größe der Anlage hat man hier im Gegensatz zu anderen Maya-Stätten meist das Gefühl, der einzige Mensch auf den Ruinen zu sein. Es gibt keine Geschäfte, keine Restaurants oder andere Touristenattraktionen, nur die Ausgrabungen inmitten von dichtem Dschungel. Die Wege sind aber gut gekennzeichnet, man muss also keine Angst haben verloren zu gehen. Wir übernachteten in einer Lodge am Rande des Dschungels, so konnten wir ohne größeren Aufwand die Sunrise Tour mitmachen und waren in den Ruinen unterwegs bevor die Touristenbusse eintrafen. Die Jungle Lodge Tikal ist eine gepflegte Anlage mit Pool und geräumigen Familienzimmer am Eingang des Parks und mit etwas über 100 EUR pro Nacht/Zimmer eine gute Option, allerdings kommt das Frühstück mit 8 EUR pro Nase noch dazu. Dies kann aber auch im landestypischen Lokal mit recht einfacher aber völlig ausreichender Speisekarte eingenommen werden - wir haben uns lieber hierfür und gegen das relativ teure Hotelrestaurant entschieden.



Der Himmelskunde kam in der Kultur der Maya eine besondere Bedeutung zu, verfügten sie doch über ihren heute noch bekannten und hoch entwickelten Kalender. Zu besonderen Sternenkonstellationen feierten die Maya ihre religiösen Feste mit mystischen Ritualen - die teils grausamen Details werden von den Führern ausführlich beschrieben. In Staunen versetzt hat uns die architektonische Meisterleistung, genauer gesagt die Ausrichtung der zwei Pyramidentempel im zentralen Platz der Anlage. Zu den Sonnenwenden trifft das Licht in das Fenster jeweils einer der sich gegenüberstehenden Tempel, und wird so gebündelt, dass die gegenüberliegende Pyramide vollends im Sonnenglanz erstrahlt. Wie das im 8 Jh vor Christus so akkurat erbaute werden konnte bleibt ein Rätsel.


Noch kurz zur Anreise: Wir kamen aus Belize nach Tikal. Mit dem Bus (gebucht über Rome2Rio) fuhren wir in Belize City los, mussten zu Fuß über die Grenze, hinter dieser wieder in den Bus und dann weiter bis zur Stadt Flores. Dort hat uns der Busfahrer einen Taxifahrer gerufen, und Pedro hat uns dann bis zum Eingang gefahren. Die Rückfahrt haben wir dann direkt mit ihm gebucht, kurzer Stopp am See und dann weiter zur Grenze zurück nach Belize. Zum Beitrag Belize geht es hier.




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